peru. paracas. day 5. Reserva nacional de Paracas.

oder: mit dem Rad durch die Wüste.

Unser fünfter Tag in Peru ist noch nicht vorbei nach dem Besuch der Islas Ballestas– es geht mit dem Fahrrad noch weiter ins Nationalreservat von Paracas, das reserva nacional de Paracas, in die Wüste.

Tipp:
Der Zutritt zur reserva nacional de Paracas ist für einen kompletten Tag gültig. Es lohnt sich also, beides zu kombinieren – den Besuch der Islas Ballestas und den Besuch des Nationalreservats. Ich glaube sogar, dass die Touren auch kombiniert angeboten werden.
Sollte das nicht klappen ist es aber auch halb so wild, da der Eintritt wirklich nicht teuer ist und man, wenn man die Touren trennt, z.B. auch mehr Zeit im Nationalreservat verbringen kann und keine Angst haben muss, dass es dunkel wird. Ähem.

Um das Nationalreservats zu erkunden gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann sich mit deinem Bus durchkutschieren lassen und hält dann an verschiedenen Stränden und Aussichtspunkten. Man kann eine Strandbuggy-Tour machen. Oder man macht es wie wir und fährt mit dem Fahrrad.

Würde ich Dr. S. nicht mindestens einmal pro Urlaub mit dem Fahrrad ausführen, würde der arme Kerl durchdrehen. Echt wahr. 😉

Tatsächlich bekommen wir beim Fahrradverleih sogar Räder mit Bremsen 😉 (ja, wir haben da schon ganz anderes erlebt, haha) und aufgepumpten Reifen, also können wir eigentlich direkt los. Bis auf eine Hosenhochkrempelaktion. Zwei Meter vom Verleih. Und etwas Sonnencreme. Warum hätten wir das auch vorher machen sollen.

Dann geht es aber wirklich los – mit dem Rad auf in die Wüste!

Zuerst geht es noch ein kleines Stück durch die Straßen Paracas’ bis wir auf die Via Reserva Paracas stoßen, die große Straße zum Nationalreservat. Die Straße ist relativ gut auch mit dem Rad befahrbar und notfalls auch das Seitenbankett, was tatsächlich sehr beruhigend ist, wenn einen die LKWs überholen. LKWs fahren hier nämlich zuhauf, da die Straße durch das Nationalreservat auch die Verbindungsstraße der Region ist.

Am Zugangspunkt zum Nationalreservat müssen wir unsere Tickets für den Zutritt zum Reservat vorzeigen, die wir schon früher am Tag für den Besuch der Islas Ballestas gebraucht haben. Der nette Kerl an der Schranke gibt uns auch noch eine Karte vom Reservat und erklärt uns ein bisschen was dazu (wie lange die Strecken etwa sind, was sich lohnt und was nicht, was man wo sieht, etc. – nett, sag ich ja!).

Wir entscheiden uns für eine Richtung (bergauf am Anfang, damit man (= ich) nicht am Ende noch irgendwo hochradeln muss, wenn einem (Achtung, Radler-Sprache) die Körner ausgehen) und fahren los.

Und sind mit dem Fahrrad in der Wüste von Paracas.

Ich bin direkt fasziniert von all den unterschiedlichen Farbtönen – gelb, orange, rot, braun in jeder erdenklichen Schattierung. Darüber der Himmel, strahlend blau. Wind im Gesicht. Das Knirschen der Reifen auf dem bröckeligen Asphalt.

Es ist unser erstes Mal mit dem Fahrrad in einer Wüste.

Und wir genießen es total.

Es geht bergauf (das mag ich persönlich ja gar nicht, Dr. S. kann es dagegen nicht steil genug sein), bergab, um Kurven, über Schotterpiste. Gegenwind ist keine Seltenheit.

Um uns rum die ganze Zeit Sand ohen Ende, in Farben, die man fast gar nicht richtig beschreiben kann. Mit Strukturen, die ich so noch nicht gesehen habe.

Das Wüsten-Nationalreservat. Wo Meer auf Wüste trifft.

Wir klappern einige Strände und Aussichtspunkte ab. Mir verschlägt es teilweise richtig die Sprache, wenn man plötzlich vor dem Meer steht, dessen Wellen gegen die Küste schlagen. Die steile Abhänge, die flachen Strände.

Bei einem einsamen Klohäuschen, das von zwei Frauen bewacht wird, die Obst, Getränke und Souvenirs verkaufen, machen wir eine kleine Pause. Als wir mehrfach ermahnt werden, nach dem Toilettengang nicht zu spülen und das Wasser vom Händewaschen in Plastikwannen aufgefangen wird, wird uns klar:

Wir sind wirklich in der Wüste. Wasser ist hier kein selbstverständliches Gut, obwohl das Meer drum herum ist.

Nach unserer Pause fahren wir weiter, und da es immer später wird und wir Respekt davor haben, in der Dunkelheit nach Hause zu fahren, nehmen wir eine Abkürzung. Dr. S. behauptet zwar, dass es ein offizieller Weg wäre, aber ich bin mir da (immer noch) nicht so sicher.

Bevor es für uns dann querfeldein einen Berg (ja gut, ein Hügelchen …) offroad hinunter geht, bestaunen wir nochmal die Aussicht.

Nichts als Sand, sanft geschwungene Hügel, die im Licht der goldenen Stunde noch mehr erstrahlen.

Wir beobachten auch einen einsamen – naja, Wanderer – der sein Fahrrad schieben muss, da er wohl einen Platten hat. Was wir auch sehen, ist, dass eines der wenigen Autos, die hier entlang fahre, anhält und ihn mitnimmt. Später überholen die uns dann noch – das Fahrrad hängt halb hinten raus.

Im Großen und Ganzen ist die Menschheit schon ganz okay. 😉

Wenig später, nachdem wir die Abfahrt zurück zur Straße überlebt haben (habe ich schon einmal erwähnt, dass ich einen Hang zum Übertreiben habe …?), machen wir uns wirklich auf den Rückweg.

Wieder raus aus dem Nationalreservat, wieder raus aus der Wüste von Paracas.

Auf dem Rückweg treffen wir noch ein Mädel, das ihr Fahrrad heimschiebt. Sie ist ganz alleine, und die Sonne geht schon unter. Wir bieten Hilfe an, obwohl wir nicht wirklich helfen können, und sie lehnt auch ab. Mit einem etwas mulmigen Gefühl fahren wir weiter und hoffen, dass auch sie von einem netten Mitmenschen eingesammelt wird.

Tipp:
Wenn man so eine Tour vorhat (egal wo auf der Welt!) empfiehlt es sich, den Fahrradverleih nach einer Kontaktnummer zu fragen, die man anrufen kann wenn man Hilfe braucht. Die meisten Verleihe haben solch eine Nummer (oft steht sie auch auf den Karten oder Flyern, die einem ausgehändigt werden), aber es schadet wirklich nicht, nachzufragen! Mag unangenehm sein, aber ist sicher besser, als drei Stunden das Fahrrad in der Wüste herumzuschieben zum Beispiel. Oder mit gebrochenem Bein in der Wüste zu liegen, bis jemand zufällig vorbei kommt (wenn man z.B. gerade todesmutig einen Berg ohne Mountainbike runtergefahren ist, haha).

Wir schaffen es zur Dämmerung zurück, geben die Fahrräder ab und verziehen uns erstmal zum Duschen ins Hostel. Auch, wenn es vielleicht nicht wirklich so ist, fühlt es sich doch so an als hätten wir den Sand nun überall (Wind sei dank).

Ich bin dann auch so fertig von unserer Fahrradtour durch die Wüste von Paracas, dass es nur für ein Abendessen an einem ruhigeren Teil der Promenade reicht (ohne Beschallung von allen Seiten wie vor zwei Tagen). Danach geht es bald ins Bett.

Am nächsten Tag geht es nämlich auch schon wieder weiter für uns – raus aus Paracas.

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