peru. paracas. day 5. Islas Ballestas.
oder: Glück kommt von oben.
Unsere Bootstour zu den Islas Ballestas, einer Inselgruppe vor Paracas in Peru soll um 10 Uhr starten. Wir treffen uns mit einem jungen Mädel (= Guide 1) am Büro des Touranbieters, bei dem wir gebucht haben, und sie führt uns zum Hafen.
Dort müssen wir erstmal vor einem anderen Büro warten und Guide 1 übergibt uns an Guide 2. Sie zeigt uns, wo wir die Pier-Gebühr und den Eintritt für den Nationalpark (zu dem die Islas Ballestas gehören) zahlen müssen und führt uns dann weiter an den Pier, wo sie uns an Guide 3 übergibt. Der müssen wir unser erworbenes Ticket aka die Bestätigung für die Anlegegebühr vorzeigen. Guide 3 weist uns dann einen Platz in der Schlange zu und vergisst uns mehr oder weniger.
Irgendwann geht dann die Schranke auf, und all die Leute, die bisher brav in der Schlange gewartet haben, dürfen jetzt, unter Anweisung von Guide 3 (und ich glaube, noch zwei anderen) den Pier entlang laufen, an dem gerade das Boot der vorherigen Tour angelegt hat. Beim Einsteigen hilft uns Guide 4 (er ist auch unser letzter Guide für heute). Nachdem jeder mit einer Rettungsweste ausgestattet worden ist geht es los.
Ich liebe Boot fahren.
Ich liebe es einfach. Ich liebe die frische Brise um die Nase, den Geruch nach Salzwasser und Algen. Ich liebe es, wie sich die Sonne auf den Wellen bricht und die Gischt im Gesicht. Ich liebe auch die Farbkontraste zwischen Küste und Meer, das blau mit den gelbroten Hängen der Wüste.
Ich könnte stundenlang einfach auf dem Meer herumfahren und schauen.
Der erste Stopp: Candelabro de Paracas
Genau – wir fahren nicht direkt zu den Islas Ballestas, sondern machen zunächst einen Stopp am Candelabro de Paracas. Das heißt “Armleuchter” – und mir geht gerade auf, dass das Wort wahrscheinlich viele Leute heutzutage nicht mehr zuordnen können und Armleuchter eher als Beleidigung kennen. Jedenfalls: ein Armleuchter ist ein Kerzenständer mit mehreren Armen, ein Kandelaber eben.
Es ist faszinierend. Riesig! Wer hat sich die Arbeit gemacht, und warum? Ich komme aus dem Fotografieren kaum heraus.
Man sieht das circa 180 Meter hohe Bildnis – ein Geoglyph – vom Meer aus. Auch noch aus einer Entfernung von mehreren Kilometern. Warum genau man sich die Mühe gemacht hat, das Zeichen etwa einen halben Meter tief in den Boden zu ritzen, ist umstritten. Ob es Aliens waren (“Hallo, wir bringen Frieden und das Bild eines Kerzenständers!”) oder ob es als Navigationshilfe für Seefahrere diente (eine Art Leuchtturm ohne Licht sozusagen), weiß man heute nicht mehr.
Übrigens ist der Kandelaber nicht das einzige Geoglyph in Peru – viel bekannter sind die Nazca-Linien. Diese sind größer, vielfältiger und lassen sich am Besten aus dem Flugzeug bestaunen. Wir haben die Nazca-Linien bei unserer Peru-Reise ausgelassen, da wir unsere Prioritäten einfach anders gelegt haben.
Nach kurzem geht es dann weiter mit der Bootsfahrt – weiter hinaus aufs Meer, näher zu der Inselgruppe, die man am Horizont schon erahnen kann.
Wir nähern uns immer mehr der Inselgruppe, die etwas einsam im Meer thront – den Islas Ballestas. Schon von weitem sieht man die vielen Vögel, die darum herum schwirren, die ins Wasser stoßen und kurz darauf wieder wegfliegen, die wundersamen Formationen, welche die Vogelschwärme bilden.
Dann sind wir da – angekommen an den Islas Ballestas vor Paracas
Bei den Inseln handelt es sich um Guanoinseln, also Vogelkot (von Pinguinen, Möwen, …) der sich mit Kalkgestein verbindet. Guano eignet sich hervorragend als Dünger und wurde bereits von den Inka benutzt. Lustigerweise kommt das Wort Guano wohl aus der Inka-Sprache und bedeutet Mist, mit dem man düngt. Auch heute noch wird das Guano alle paar Jahre von den Islas Ballestas abgetragen und als Dünger benutzt.
Worauf ich hinaus will?
Zum Einen sind die Inseln weiß vor lauter Guano. Naja, zumindest sind sie da weiß, wo keine Vögel oder andere Tiere chillen. Zum Anderen riecht man es. Ja, relativ stark sogar. Zum Glück macht es die frische Seebrise erträglich.
Wir schippern mit unserem Boot langsam um die Inseln herum und bekommen alle mögliche Tiere zu sehen. Pinguine, Kormorane, Pelikane, Robben, Seebären, Seeigel, und vor allem Möwen.
Überall sind Möwen und andere Vögel! Sie fliegen um uns herum, über uns, neben uns. Bilden verrückte Formationen und machen Lärm.
Und sie machen noch was anderes.
Guanoproduktion live – oder auch: Glück von oben
Es kommt, wie es kommen muss.
Einer der Vögel muss eeecht dringend, und es trifft Dr. S. Um ehrlich zu sein, haben wir beide schon die ganze Zeit darauf gewartet, dass es ihn trifft (er hat da ein Händchen für, sozusagen), und ich hatte auch die ganze Zeit Angst, dass mir einer der Vögel auf die Kameralinse macht.
Aber es trifft nur Dr. S. – naja, und die Frau, die vor ihm sitzt.
Guide 4 hat die ganze Zeit auf seinen Einsatz gewartet, scheint es, und eilt gleich mit einem Lappen herbei.
Wir lachen drüber – denn erstens war es ja wirklich absehbar, und zweitens bringt das ja angeblich Glück. Ich habe auch herausgefunden, dass das nicht nur in Deutschland als glücksbringend gilt, sondern auch in vielen anderen Ländern und Kulturen – also muss ja was dran sein.
Und uns passiert auch nichts schlimmes mehr an dem Tag 🙂
Vorerst heißt es nämlich:
Tschüß, Islas Ballestas! und Hallo, Paracas!
Nach circa zwei Stunden ist die Tour vorbei und wir kommen wieder im Hafen von Paracas an. Das ist gut, denn trotz beinahe wolkenlosem Himmel wurde es durch den (Fahrt-)Wind doch etwas frischer auf dem Wasser.
Wieder mit festem Boden unter den Füßen gehen Dr. S. und ich zuerst zurück ins Hostel um seine Klamotten kurz auszuwaschen (Vogelkot ist sehr aggressiv), und dann brauchen wir erstmal Mittagessen, um uns für den zweiten Teil unseres Tages zu wappnen.
Diesmal gehen wir zum Essen in ein kleines Restaurant in einer kleinen Straße, die parallel zur Promenade verläuft – und wissen schon, als wir uns setzen, dass wir wieder hierher kommen werden. Es ist viel ruhiger und friedlicher als an der Promenade. Und: lecker.
Und nach dem Essen? Startet der zweite Teil unseres Tages – für den wir die am Vortag reservierten Fahrräder brauchen. Mehr dazu gibt’s aber erst im nächsten Post 🙂