peru. lima. day 1. part 1.
oder: der Tag, an dem wir obdachlos waren.
Es ist 4:30 Uhr morgens, als wir in Lima landen.
Es ist noch dunkel, als wir durch den Flughafen laufen. Wir fühlen uns irgendwie losgelöst von allem.
Als wir an der Einreise stehen wird das Gefühl etwas mulmig – aber so schnell wie hier sind wir noch nirgends eingereist.
Eine große Portion unserer inneren Anspannung fällt ab.
Wir sind in Peru.
An der Gepäckausgabe gehen wir zielstrebig vorbei, denn wir tragen ja alles, was wir brauchen, auf unseren Rücken – und nachdem wir zum ersten Mal Bargeld abgehoben hatten, gehen wir raus.
Für 5 Uhr morgens ist hier ganz schön was los.
Da wir uns im Vorhinein etwas unsicher waren, wie das alles mit den Taxis funktioniert (und vor allem, ob wir nach dem langen Flug klar genug denken können), hatten wir mit dem (zwei Wochen im Voraus gebuchten) Hostel abgesprochen, dass sie uns ein Taxi schicken.
Also halten wir unter all den Leuten mit Schildern Ausschau nach einem, der ein Schild mit unseren Namen in der Hand hält.
Und finden keinen.
Auch 45 Minuten später noch nicht.
Das Flughafen-WLAN funktioniert irgendwie nicht richtig, Telefon ist uns noch zu teuer (das wird sich noch ändern, haha) und irgendwie ist uns noch länger warten zu doof.
Letztendlich entscheiden wir uns, doch auf eigene Faust ein Taxi zu nehmen. Das funktioniert auch gut. (Gut, dass wir uns vorher im Kopf verrückt gemacht hatten, ob das denn auch alles funktionieren wird.)
Als wir durch Lima fahren, wird es langsam hell.
Wir fahren auf großen Straßen, an denen Leute Getränke und Frühstück entweder aus ihren Taschen oder an kleinen Ständen verkaufen.
Wir fahren durch kleine Straßen, mit vergitterten Häusern und bunten Fassaden.
Wir fahren am Meer entlang, und im Radio läuft peruanische Musik.
Am Hostel im Stadtteil Miraflores angekommen steigen wir aus, danken dem Fahrer.
Gracias, das bekommen sogar wir hin.
Dann klingeln wir.
Und klingeln nochmal.
Und klopfen an der Tür.
Und klingeln an einer zweiten Klingel, die wir finden.
Und klopfen nochmals.
Immer mit dem gleichen Ergebnis: keiner reagiert.
Es fängt an zu regnen.
Nach kurzer Beratung entscheiden wir uns, das Geld für einen Anruf in Kauf zu nehmen (immerhin sind es am Ende 2.50 € für 30 Sekunden Gespräch!) und rufen bei der hinterlegten Telefonnummer an.
Die Person am anderen Ende der Leitung ist erst verwirrt, und sagt dann:
“The hostel is permanently closed.”
Es ist 6 Uhr morgens, wir stehen mitten in Lima, es regnet, und wir sind obdachlos.
Versuch Nummer 2.
Oder: wer sucht, der findet.
Nach dem erste Schock abgeklungen ist (um ehrlich zu sein haben wir erstmal beide gelacht – so absurd kam uns die Situation vor!), checken wir erstmal die Offlinekarten auf unseren Handys – nach Cafés, um dort vielleicht erstmal einen Kaffee trinken und eventuell vorhandenes WLAN zur Suche einer neuen Unterkunft nutzen zu können.
Die Cafés im Umkreis machen allerdings erst um 7:30 Uhr auf (zur Erinnerung: es ist erst 6 Uhr morgens!), oder sind richtig weit weg – ist somit also keine wirkliche Option.
Rund um uns steigen Kinder in Schulbusse oder werden von ihren Müttern – teilweise in puscheligen, rosanen Hausschuhen – zur Schule gebracht.
Wir stehen mittendrin, mit unseren Rucksäcken, im Nieselregen, und suchen weiter.
Und finden auch ganz in der Nähe ein anderes Hostel. Also laufen wir dort hin. Und klingeln.
Glücklicherweise macht diesmal jemand auf.
Der ist aber natürlich entsprechend überrascht, dass morgens um 6:30 Uhr jemand an seine Tür klopft. Wir haben aber Glück – er lässt uns rein.
Und hat sogar ein Zimmer für uns! Zwar nur für die erste Nacht, aber wir dürfen auch sofort ins Zimmer und können dann auch erstmal noch eine Stunde schlafen – denn Frühstück gibt es erst ab 8 Uhr.
Wer wissen will, wie der Tag dann für uns weiterging – der sei auf den nächsten Post verwiesen. Wir sind nämlich keineswegs den ganzen Tag im Bett geblieben! 😉