glück kann man immer brauchen.
oder: die Verabschiedung meines Glücks-T-Shirts.
In meiner Familie gibt es eine Tradition zu Weihnachten: jedes Kind (und mittlerweile auch »jede Uroma«) bekommt von meiner Mama zu Weihnachten eine Schlafklamotte. Von komplettem Schlafanzug über Nachthemd bis zu Schlaf-T-Shirt war schon alles dabei. Manchmal sind sie selbst gekauft, manchmal selbst bemalt.
Und ein solches, selbstbemaltes Schlaf-T-Shirt, gab es Weihnachten 2010 als Glücks-T-Shirt für 2011.
Dieser Post dient der Verabschiedung dieses Glücks-T-Shirts in den wohlverdienten Glücks-T-Shirt-Ruhestand, in den ich es im Sommer 2020 (nach immerhin neun Jahren Dienstzeit) entlasse.
Denn mindestens einmal hat mir das T-Shirt wirklich Glück gebracht
– zumindest glaube ich ganz fest daran. Es war im November 2013 und ich war dabei, mir eine Wohnung in Düsseldorf zu suche. Nach dem Ende meines Masterstudiums, das ich an der Ludwig-Maximilians-Universität in München absolviert hatte (übrigens genauso wie den Bachelor zuvor), war es an der Zeit, mein gemütliches Münchner Nest zu verlassen und zur Promotion nach Düsseldorf zu ziehen.
Einziges Problem: die Wohnungssuche war gar nicht so einfach. Immmerhin liegen fast 500 km dazwischen. Und als (zu dem Zeitpunkt noch) bettelarme Studentin konnte ich es mir auch nicht leisten, oft nach Düsseldorf zu fahren. Gleichzeitig war es wirklich schwer, vorher für Tage im Voraus Besichtigungen auszumachen. Als ich dann also, in Düsseldorf bei einem Freund, der zu dem Zeitpunkt schon seine Promotion dort am selben Institut begonnen hatte, auf der Couch sitzend verzweifelt einfach jede Wohnungsanzeige durchtelefonierte, um wenigstens überhaupt irgendwelche Wohnungen sehen zu können … biss ich auch in den sauren Apfel und sagte eine Besichtigung um 8 Uhr früh an meinem Abreisetag, einem Freitag, zu. Dazu muss man wahrscheinlich sagen, dass ich wirklich absolut kein Morgenmensch bin. Ab-so-lut nicht.
Aber ich ging zur Besichtigung – und die Wohnung war toll. Sie hatte alles, was ich wollte (eigentlich sogar mehr), lag gut, die Frau, die mir die Wohnung zeigte, war nett … eigentlich war alles super, bis auf die Tatsache, dass der Vermieter (sie war nur eine seiner Mitarbeiter:innen in der Hausverwaltung) seine Mieter immer einmal persönlich kennenlernen will, bevor er sich entscheidet.
Während ich das grundsätzlich gut und auch sehr verständlich finde, war es für mich in der Situation echt schlecht – denn mir lief die Zeit davon. Und ich konnte nicht noch öfter nach Düsseldorf fahren, weder von der Zeit noch vom Geld … ich deutete das bei ihr an, sagte ihr aber auch, dass ich aber natürlich versuchen würde, alles möglich zu machen: schließlich gefiel mir die Wohnung wirklich gut.
Und jetzt? Kein Glück trotz Glücks-T-Shirt, oder was?
Auf dem Weg zurück nach München, aus dem Flixbus, rief ich meine Mama an, erzählte ihr alles, brauchte ich doch (weil »Studentin«) eine Bürgschaft meiner Eltern. Das war für meine Eltern kein Problem, und noch im Bus habe ich damals die anderen benötigten Formulare ausgefüllt, Mieterselbstauskunft et cetera – und direkt noch Abends, als ich endlich zu Hause war, an die Hausverwaltung geschickt. Es war zwar klar, dass am Wochenende vermutlich sowieso nicht viel passieren würde, was das angeht – aber ich wollte nichts dem Zufall überlassen und durch das schnelle Senden der Unterlagen vor allem auch zeigen, dass ich wirklich Interesse an der Wohnung hatte.
{Fun Fact am Rande: für die Flixbus-Fahrt, die sonst so neun Stunden dauert, brauchten wir an dem Tag über zwölf. Polizeikontrolle in Köln, Stau und Schnee … es war schön. Aber angekommen in München, bin ich mit Gepäck erstmal direkt zu der Abschiedsparty einer Freundin (die übrigens auch nach Düsseldorf kam – diese ganze Düsseldorf-Connection erkläre ich anderswo genauer) – und weiß noch genau, wie ich dort allen von der Wohnung vorgeschwärmt habe …}
Auf dem Weg ins Bett griff ich dann nach dem Glücks-T-Shirt
– denn was konnte es schon schaden, sich zusätzlich ein bisschen Glück anzuschlafen?
Richtig. Nichts. Eigentlich nur Gutes – denn dafür ist es ja da.
Und es wirkte. Es wirkte wirklich.
Denn direkt Montagmorgens wurde ich von einem Anruf geweckt.
Die Frau von der Hausverwaltung.
Die mir sagte, dass ich die Wohnung kriege – und der Vermieter ihr in meinem Fall vertraut und mich nicht vorher kennenlernen muss.
Da soll sich mal einer trauen, und behaupten, mein Glücks-T-Shirt hätte nicht gewirkt …! Und wer weiß schon, bei welchen Sachen es mir noch Glück gebracht hat, ohne dass ich es gemerkt hätte … 😉
Daher will ich es auch gar nicht gehen lassen, eigentlich. Aber es ist ausgleiert. Es ist verfärbt. Es wird gar nicht mehr richtig sauber. Und wie sagt man so schön? Ich will es lieber in guter Erinnerung behalten. Es wird uns auch als Putzlappen noch begleiten und mit Sicherheit auch da noch Glück bringen.
Danke, Glücks-T-Shirt, für das Glück, das du mir gebracht hast.
Und danke Mama – denn ohne dich hätte es ja das T-Shirt nie gegeben ♥